„Eine tolle Truppe“

„Schwesterntracht“ in Zeiten von Corona: Malteser aus Duderstadt in der Villa Juesheide in Herzberg; Bildquelle: Lukas/Malteser

Duderstadt/Herzberg (mhd). Ein kleines Virus macht große Probleme: Als sich im Herzberger Altenheim Villa Juesheide einige Bewohner mit dem Coronavirus infizierten, wuchs dort kurzfristig der Personalbedarf. Duderstädter Malteser halfen aus. Mit Flexibilität, Teamgeist und gutem Willen haben sie die Herausforderung gemeistert.

Es heißt, vor dem Coronavirus seien alle Menschen gleich. Im Altenheim Villa Juesheide trägt der Kampf gegen das Virus jedenfalls die Farbe Blau. In ihren dichtgeschlossenen, marineblauen Anzügen mit weißem Mundschutz sind Sandy Krüger, Anneliese Sander und Dagmar Müller (alle Namen auf Wunsch geändert) bei einer kurzen Arbeitspause am Sonntagnachmittag, 5. April, kaum auseinanderzuhalten, und sie haben ja auch das gleiche Ziel: Alten, teilweise pflegebedürftigen Menschen über die Zeit der Coronakrise zu helfen und sie – und sich selbst – dabei gesund zu halten.

Seit Dienstag, 31. März bis zum vergangenen Montag, 6. April, waren die drei Mitarbeiterinnen aus der Duderstädter Malteser-Tagespflege für Menschen mit Demenz in Herzberg aktiv – auf Bitten des Landkreises Göttingen. Nachdem im stationären Alten- und Pflegeheim Villa Juesheide einige der Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, mussten die infizierten von den nicht-infizierten Bewohnern getrennt werden. Alle Pflegekräfte des Heimes waren nun in der Betreuung der Coronavirus-positiven Bewohner gebunden. Die noch Gesunden verlegte die Heimleitung in den frisch renovierten Villenbau, wo sie von externen Pflegekräften betreut wurden, in der Spätschicht von den Duderstädter Maltesern. Fünf ihrer insgesamt sieben Mitarbeiterinnen aus der Malteser-Tagespflege konnte Leiterin Jacqueline Haase nach Herzberg schicken, da die Tagespflegeeinrichtung der Malteser am 18. März hatte schließen müssen.

In Herzberg wurden die Frauen ins kalte Wasser geworfen: Der wunderschöne Villenbau aus dem Jahre 1905 war zwar gerade frisch renoviert, aber noch nicht komplett eingerichtet. Mit 18 gesunden Bewohnern zogen die Malteser in die neuen Räume und standen dort vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen mussten sie sich räumlich einrichten, zum anderen mit der Pflege teilweise schwer pflegebedürftiger Patienten vertraut machen. „Wir haben hier Vollpflegepatienten und auch demente Bewohner, das volle Programm“, erklärt Anneliese Sander als ausgebildete Alltags- und Demenzbegleiterin. Wenn man bisher in der Tagespflege gearbeitet hat, ist das eine enorme Herausforderung.

Und eine dritte kam noch hinzu: Wie erklärt man teilweise dementen Menschen die gewöhnungsbedürftige „Schwesterntracht“? „Wenn man diese Patienten ruhig und freundlich anspricht, es langsam angehen lässt, dann verstehen die das auch“, hat Gesundheits- und Krankenpflegerin Sandy Krüger beobachtet. Schnell wurde ihnen jedenfalls klar: Pflegewissen allein reicht hier nicht, man muss den betagten Menschen ihre Isolation auch erklären und sie darüber hinwegtrösten – und schließlich sogar den Essensdienst übernehmen, da Küchenkräfte nicht ins Haus dürfen. „Wir machen hier alles, von der Küchenfee bis zur Psychologin“, so bringt es Anneliese Sander auf den Punkt.

Bei all dem mussten die Frauen natürlich auch an sich und ihre Familien denken. Sandy Krüger hat eine zweijährige Tochter und Altenpflegehelferin Dagmar Müller versorgt zuhause ihre Eltern. Das alles wollte kurzfristig umorganisiert sein, trotzdem war Anneliese Sander von Anfang an klar: „Der Dienst am Menschen steht ganz oben, da gab es keine Diskussion“ – auch wenn dieser Dienst irgendwann an die Substanz geht.

Die Frauen sind zusammengewachsen in diesen extremen Tagen, das spürt man. Da passe kein Blatt mehr dazwischen, jede stehe für die andere ein, sagen sie selbst. Und diesen Geist würdigt auch die Heimleitung. „Ganz besondere Schätze haben die Malteser da in ihrem Team“, lobt Andreas Kern, Geschäftsführer der Villa Juesheide und Pflegedienstleiterin Carla Heidemann betont, die Malteser hätten die Villa innerhalb der ersten Tage überhaupt erst bewohnbar gemacht und sich dabei wunderbar eingebracht. „Eine tolle Truppe!“


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