Hannover (mhd). Ungewöhnliche Fahrgäste auf drei Rädern: NDR-Autorin Katharina Ricard und Christian Kell mit der Kamera setzten sich am Mittwochmorgen, 16. Oktober 2024, in eine der auffälligen roten Malteser-Rikschas, um eine zweite Rikscha auf der Fahrt um den Maschsee zu begleiten. Grund des Ausflugs: Ein geplanter Fernsehbericht, der den ehrenamtlich geprägten Rikscha-Dienst der Malteser vorstellen wird.
Es ist kalt, aber sonnig. Gelb gefärbte Blätter spiegeln sich im See. „Was für ein wunderschöner Tag“ entfährt es Veronika Heigl bei einem Zwischenstopp im Café am Nordufer des Maschsees. Gegen elf Uhr am Morgen ist die 76-Jährige im Alten- und Pflegeheim Margot-Engelke-Zentrum, wo sie eine kleine Wohnung hat, in eine der Rikschas der Malteser gestiegen und hat sich bei einer Fahrt um den See den Wind um die Nase wehen lassen. Jetzt, gegen Mittag, ist es Zeit für eine Rast. Mit Rikschapilot Jan Göres lässt sie sich einen Kaffee schmecken. Die beiden kennen sich, fahren nicht zum ersten Mal zusammen. Frohsinn und „Spaß am Leben“ bedeuten ihr solche Ausflüge auf drei Rädern, bekennt die freundliche alte Dame, die aus Schöningen stammt, aber lange in Garben gelebt hat und vor viereinhalb Jahren in das betreute Wohnen umzog. Obwohl sie noch eingeschränkt mobil ist, genießt die ehemalige Einzelhandelskauffrau sehr, gefahren zu werden – und natürlich die Gespräche mit ihrem Lieblingspiloten.
Jan Göres, ehemaliger Bankkaufmann im Vorruhestand, ist einer von rund 15 ehrenamtlichen Rikschapilotinnen und -piloten – wie die Malteser in Hannover ihre Fahrerinnen und Fahrer nennen. Nachdem er wegen einer schweren Erkrankung seinen Beruf aufgeben musste, suchte der passionierte Fahrradfahrer vor wenigen Jahren eine sinnvolle Betätigung im Ehrenamt – und fand sie beim Rikschaprojekt der Malteser. „Ich bin ein kommunikativer Mensch“, sagt der 59-Jährige mit einem gewinnenden Lächeln. Die Fahrten um den Maschsee, in den Georgengarten oder die Eilenriede genießt er ebenso wie seine Fahrgäste. Außerdem fällt er auf mit seinem roten Gefährt: „Die Menschen bleiben oft stehen und winken, wenn wir vorbeifahren. So kann ich mit der Rikscha ein wenig Freude verbreiten.“
Das alles ist auch dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) nicht verborgen geblieben. Mit Kamera und Mikrofon haben Katharina Ricard und Christian Kell – Tonspezialist Thore Suthau kam später dazu - die knapp zweistündige Fahrt um den Maschsee begleitet – stilecht in einer zweiten Rikscha, die von Sabine Lepke gesteuert wurde. Auch die 69-Jährige tritt seit eineinhalb Jahren ehrenamtlich für die Malteser in die Pedale. Das sei genau das Richtige für sie, sagt die ehemalige Lehrerin für Mathematik und Chemie: Nach einem Sportunfall in der Jugend ist ihr das Gehen im Alter immer beschwerlicher geworden. Fahrradfahren aber geht noch sehr gut. Die verwitwete Pensionärin hat schon fast 20 Rikscha-Ausflüge mit verschiedenen Fahrgästen unternommen.
„Einsamkeit hat viele Facetten“ erklärt Andrea Eckhoff-Rosenbaum, Diözesanreferentin soziales Ehrenamt der Malteser in der Diözese Hildesheim und damit fachliche Ansprechpartnerin für die sechs ehrenamtlichen Rikschaprojekte in der Diözese Hildesheim, später beim Interview mit dem NDR. Tatsächlich wurde das Rikscha-Projekt der Malteser in Hannover vor rund drei Jahren gegründet, um etwas gegen die wachsende Einsamkeit bei älteren Menschen zu unternehmen. Zwei Jahre lang lief der Dienst unter dem Namen „KulTour Begleitungsdienst“ und war Teil des deutschlandweiten Projektes „Miteinander Füreinander – Kontakt und Gemeinschaft im Alter“, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wurde. Zu Beginn des Jahres ist die finanzielle Förderung ausgelaufen. Die Malteser führen diesen Dienst nun auf eigene Kosten weiter. Das ehrenamtliche Rikscha-Team unter der Leitung von Tanja Weidemann und Monika Sonneck verfügt über vier Rikschas der Marken Bakfiets und Van Raam, die von rund 15 aktiven Pilotinnen und Piloten im Alter von Mitte 30 bis fast 80 Jahre gefahren werden.
Der Fernsehdreh des NDR steht im Zusammenhang mit einem Benefizkonzert des Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier, das Projekte zur Prävention von Einsamkeit im Alter unterstützt. Teile des Erlöses fließen in das Rikscha-Projekt der Malteser. Das Konzert findet statt am Sonntag, 3. November 2024 um 11 Uhr im Kuppelsaal des HCC, Theodor-Heuss-Platz 1-3 in Hannover, und wird live im Fernsehen übertragen sowie bei NDR Kultur. Es spielt die NDR-Radiophilharmonie unter Leitung von Stanislav Kochanovsky. In der Konzertpause strahlt der NDR den Fernsehbeitrag aus, der mit den Malteser-Rikschas am Maschsee gedreht wurde.
Weitere Informationen:
Zum Rikschadienst der Malteser Hannover:
www.malteser-hannover.de/rikscha
Zum Benefizkonzert des Bundespräsidenten:
www.ndr.de
„Ein wunderschöner Tag“
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