Celle (mhd). Wie katholisch müssen Führungskräfte und Amtsinhaberinnen und Amtsinhaber in einem katholisch geprägten Hilfsdienst sein? Diese spannende Frage prägte neben Rück- und Ausblicken sowie verschiedenen Wahlen die 32. Diözesanversammlung, die zugleich auch die 14. Delegiertenversammlung der Malteser in der Diözese Hildesheim war. Dazu trafen sich am Samstag, 9. November 2024, rund 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der katholischen Pfarrgemeinde St. Ludwig in Celle, 44 von ihnen waren stimmberechtigt.
Der Malteser Hilfsdienst geht zurück auf den katholischen Malteserorden, beschäftigt aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche jeden Glaubens und auch Nichtgläubige. Nur für bestimmte Berufungs- und Wahlämter wird die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche vorausgesetzt. Ist das noch zeitgemäß in einer Gesellschaft, in der immer weniger Menschen kirchlich gebunden sind und viele aus der Kirche austreten? Nein, meinte ein Antrag der Malteser-Stadtgliederung Hildesheim, der auf der Delegiertenversammlung intensiv diskutiert wurde. Das Thema liegt ohnehin in der Luft: Seit Jahren schon diskutieren die Malteser intern, inwiefern ihr so genanntes „Konfessionalitätspapier“, das solche Fragen regelt, überarbeitet werden sollte.
Den Ton bei diesem Thema setzte Thomas Müller, Referent Malteser Pastoral und geweihter römisch-katholischer Diakon. Er habe in den Jahrzehnten seines Dienstes nie jemanden erlebt, der aus Glaubensgründen aus der katholischen Kirche ausgetreten sei. Das Konfessionalitätspapier könne im katholischer geprägten Süden Deutschlands seine Berechtigung haben, sei im Norden aber „weg von der Lebenswirklichkeit.“ Zugleich biete es jetzt schon so viele Ausnahmemöglichkeiten, dass man im Grunde gut damit leben könne. „Die Zeit arbeitet für uns.“ Mit diesen Worten beendete Müller seinen kurzen Vortrag, der in das Thema einleitete.
Diesem Wandel soll nach dem Willen der meisten Stimmberechtigten aber nachgeholfen werden. Der Antrag aus Hildesheim an die Diözesanversammlung, sich in der deutschlandweiten Bundesversammlung der Malteser für eine weitere Öffnung des Konfessionalitätspapiers einzusetzen, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Man könne auch außerhalb von Kirche gläubig sein und die Werte der Malteser mittragen, so der Tenor.
Umfangreich waren wie immer die Rückblicke aus den einzelnen Fachdiensten der Malteser, die zumeist von den jeweiligen Referatsleiterinnen und -leitern vorgetragen wurden. Interessant auch der Vortrag zur finanziellen Situation der Diözesangliederung: Erfreulich für das vergangene Jahr, schwierig für das laufende, mit besseren Aussichten für 2025. So könnte man den Bericht von Jens Engel, Geschäftsführer der Malteser in der Diözese Hildesheim, zusammenfassen. Inflation und Gehaltssteigerungen sowie einige andere Faktoren werden das Jahresergebnis in diesem Jahr belasten, warnte Engel. Für 2025 sieht der Geschäftsführer jedoch bereits helles Licht am Horizont.
Ausführlich diskutiert wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch die digitale Helferdatenbank „ARNO“, die seit Jahren vorangetrieben wird, aber noch immer manche Schwächen aufzeigt. Die sollen schwächer, die Stärken der Datenbank aber zukünftig stärker werden, versprachen zwei Fachleute aus dem Malteser-Generalsekretariat in Köln. Vor diesem Hintergrund votierten die Delegierten mehrheitlich gegen einen zweiten Antrag der Malteser aus Hildesheim, die „ARNO“ komplett auf den Prüfstand stellen wollten. Zunächst soll nun die weitere Entwicklung abgewartet werden.
Nach den turnusmäßigen Wahlen unterhielt ein Duo der Comedy-Company aus Göttingen mit Improvisationstheater die Delegierten und Gäste des Tages, ehe Pater Andreas Tenerowicz aus Celle den offiziellen Teil mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Ludwig beendete.
Ganz zum Schluss dieses langen Tages, nachdem sich alle mit Grünkohl und Würsten gestärkt hatten, wurde es noch einmal förmlich: Als Leiter der Diözesanversammlung bedankte sich Max Freiherr von Boeselager, Diözesanleiter der Malteser in der Diözese Hildesheim, bei all jenen, die aus dem Diözesanvorstand sowie aus weiteren Wahlämtern ausschieden. Außerdem verlieh er im Auftrag von Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, die „Einsatzmedaille Fluthilfe 2021“ an einige der Anwesenden. Insgesamt 166 Malteser aus ganz Niedersachsen, darunter 86 aus der Diözesangliederung Hildesheim, erhalten diese Auszeichnung als Dank für ihren Einsatz bei der Flutkatastrophe in Westdeutschland vor drei Jahren.
Die Ergebnisse der Wahlen:
Vertreterin oder Vertreter der aktiven Helferschaft im Diözesanvorstand: Wiedergewählt wurde Jan Zantopf, neu gewählt Florian Riewestahl für den ausgeschiedenen Christian Cossmann. Vertreter der Beauftragten im Diözesanvorstand: Wiedergewählt wurde Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter aus Braunschweig. Delegierte für die Bundesversammlung der Malteser: Wiedergewählt wurden Petra Zahn und Matthias Walter, neu gewählt Hans-Tino Eimecke und Marie Hanemann. Als Stellvertreter neu gewählt ist Hauke Christian Spekker. Dominik Hüther und Thorben Rippen schieden als Delegierte aus, als Stellvertreter Thomas Bitterberg-Formanek. Mitglieder der Rechnungsprüfungskommission sind ab sofort Ines Rabe (neu gewählt), Ingo Schulz (wiedergewählt) und Rainer Taubenheim (wiedergewählt). Ausgeschieden sind Matthias Grote und als Stellvertretung Martin Oppermann.
Braucht der Glauben Kirche?
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