Hannover (mhd). Armut und Elend auf der einen Seite, Aufbruch und Dynamik auf der anderen: Afrika ist ein Kontinent der Gegensätze, vor allem aber der Chancen. Davon ist Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate zutiefst überzeugt. Mit seinem Vortrag zum Thema „Afrika wohin. Politik – Wirtschaft – Migration“ fesselte der äthiopisch-deutsche Unternehmensberater und Autor beim 1. Malteser Salon am Mittwochabend, 11. Mai, im Don-Bosco-Haus in Hannover-Ricklingen rund 60 geladene Gäste.
Der Abend begann mit einem klaren Statement: „Afrika ist der Ursprungsort der Menschheit, wir alle sind eine Familie mit afrikanischen Wurzeln.“ Damit war der Grundton gesetzt für einen Vortrag, der sich wohltuend von vergleichbaren, oft ideologisch überfrachteten Beiträgen abhob. Dr. Asfa-Wossen Asserate, ein Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, lebt seit vielen Jahren in Deutschland und hat einen nüchternen, kenntnisreichen und wohlwollenden Blick auf Europa wie Afrika gleichermaßen. Engagiert zeichnete Asfa-Wossen Asserate das Bild eines afrikanischen Kontinents, dessen junge Bevölkerung viel Aufbruchsgeist und Dynamik habe, was aber in die rechten Bahnen gelenkt werden müsse, auch mit Hilfe Europas: „Wir müssen diesen Menschen eine Perspektive für ein würdevolles Leben in ihren jeweiligen Herkunftsländern geben.“ Daher müsse es zum gegenseitigen Nutzen eine Zusammenarbeit beider Kontinente geben: Afrika könne vom Wissen Europas profitieren, Europa von den jungen Menschen Afrikas.
Dabei war der Redner weit davon entfernt, Afrika naiv zu idealisieren: Eine hohe Geburtenrate, Korruption und Stammesdenken zählt der gebürtige Äthiopier zu den großen Problemen des Kontinents. Die größte Gefahr sieht er derzeit jedoch in der Möglichkeit eines großen Religionskrieges, der weite Teile des Kontinents ergreifen könnte, weshalb er Geld sammelt für die Stiftung „PACTUM AFRICANUM – Verein zur Förderung des Dialogs zwischen den drei abrahamitischen Religionen e.V.“
Zahlreiche Nachfragen und eine engagierte Diskussion nach dem Vortrag zeigten, dass der Redner den Nerv der Gäste getroffen hatte. Als fortschrittlichsten afrikanischen Staat, der ein Vorbild für andere sein könne, bezeichnete der Afrikakenner dabei den Staat Botswana. Die Flucht nach Europa könne man nur durch die Bekämpfung von Fluchtursachen eindämmen und von übertriebener politischer Korrektheit in der Diskussion um Kolonialismus und Rassismus hält der Prinz überhaupt nichts – auch damit sprach er vielen Zuhörern aus dem Herzen.
Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate wurde 1948 in Addis Abeba in Äthiopien geboren, kam nach Deutschland, wo er studierte und promovierte und 1981 eingebürgert wurde. Er arbeitet als Unternehmensberater, Autor und politischer Analyst. Bekannt wurde der gebürtige Äthiopier unter anderem durch die Bücher „Manieren“, „Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb“ und „Draußen nur Kännchen“.
Der 1. Malteser Salon wurde organisiert von Max Freiherr von Boeselager, Diözesanleiter der Malteser in der Diözese Hildesheim, und Dr. Manfred Schneider, einem seiner beiden Stellvertreter. Diese neue Veranstaltungsreihe soll den Austausch zwischen den Maltesern und anderen gesellschaftlichen Kräften fördern und mit interessanten Rednerinnen und Rednern ins Gespräch kommen.
Afrika – ein Chancenkontinent
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